Berechnung von Pot Odds in Texas Holdem Poker

In der lezten Woche habe ich viele pokerbezogene Fragen von Spielern aus aller Welt beantwortet. Einige waren recht banal und andere wiederum sehr fordernd. Eine Frage, welche jedoch immer wieder aufkam, war die Frage nach der Berechnung komplexer Pot Odds.

Ein weit verbreiteter Irrtum unter Texas Holdem Spielern ist die Meinung, man müsse eine Mathegenie sein um Pot Odds und Drawing Odds ausrechnen zu können. Den meisten Spielern ist es nicht möglich, den vielen Formeln der Pokerexperten und Mathegenies zu folgen. Ich werde euch heute eine einfache Möglichkeit zeigen, welche genauso effektiv ist wie die meisten komplizierten Formeln der Experten. Diese Methode ist vielen auch als 4-2 Methode bekannt.

Der erste Schritt hierbei ist die richtige Ermittlung der eigenen Outs. Ein Out ist eine Karte welche die eigene Hand verbessert und man somit in der Lage ist die Hand zu gewinnen. Hält ein Spieler beispielsweise Ass-Zehn in Kreuz und der Flop ist Bube-Neun-Acht (davon zwei Kreuz) dann hat dieser Spieler 18 Outs um zu gewinnen. Um auf diese Zahl zu kommen, muss man zu allererst die Gewinnchancen der eigenen Hand richtig einschätzen. Neben einem Open Ended Straight Draw hält man zusätzlich auch den Nut Flush Draw. Außerdem besteht noch eine gute Chance, dass auch ein Asspaar ausreicht um die Hand zu gewinnen (hält ein Gegenspieler beispielsweise Dame-Bube). Demzufolge gibt es im Kartendeck neun Kreuz, vier Damen und vier Siebenen sowie die drei verbleibenden Asse um erfolgreich zu sein. Davon muss man jedoch zwei Outs wieder abziehen, da die Dame und Sieben in Kreug doppelt gezählt würden. 9+4+4+3-2 ergibt 18.

Der nächste Schritt ist nun die Ermittlung der Gewinnwahrscheinlichkeit der eigenen Hand. Da kommt nun die 4-2 Regel ins Spiel. Am Flop multipliziert man einfach die Anzahl der Outs mit vier und addiert zwei dazu. In dem obigen Beispiel ist unsere Gewinnchance somit 74% (18×4+2). In drei von vier Fällen treffen wir somit unsere Hand. Am Turn multipliziert man die Anzahl der Outs nur noch mit zwei und addiert eins dazu. Die Gewinnchancen halbieren sich somit vom Flop auf den Turn. Die Chance die eigene Hand auf dem River zu machen liegt jetzt nur noch bei 37%.

Nun kommen wir zum etwas komplizierten Teil. Wir müssen nun unsere Gewinnchance mit dem Einsatz den wir mitgehen müssen im Verhältnis zum gesamten Pot vergleichen. Am Flop ist der Pot $75 und unser Gegner setzt $50. Der Pot ist somit $125 und es sind $50 zum mitgehen. Oder anders ausgedrückt, man muss $50 riskieren um $125 zu gewinnen. Das „eigenen Geld“ in den $125 spielt keine Rolle, da alles Geld was im Pot ist nicht mehr einem selbst gehört. Nun teilt man den Einsatz den man mitgehen muss durch den Pot (50/125) und erhält so die Chance, die einem der Pot gewährt. In unserem Beispiel wäre dies 40%.

Die Chance die Hand zu gewinnen beträgt 74% am Flop und 37% am Turn. Am Flop muss man jedoch nur mindestens 40% der Hände gewinnen um profitabel zu sein. Vergleicht man nun die Pot Odds mit der Wahrscheinlichkeit die Hand zu gewinnen muss man immer dann mitgehen, wenn die Pot Odds gleich oder kleiner sind als die Wahrscheinlichkeit die Hand zu gewinnen. Am Flop haben wir somit die Odds um mitzugehen. Wird am Flop jedoch nur gechecked und dasselbe Szenario findet am Turn statt, dann darf man hier nicht mitgehen, dass die Gewinnwahrscheinlichkeit nur 37% beträgt und der Pot einem aber 40% gewährt. In diesem Fall sind die Pot Odds größer als die Gewinnwahrscheinlichkeit der Hand.

Ein weiteres Beispiel wäre: Wir halten Bube-Zehn in später Position mit zwei verschiedenen Farben und gehen eine kleine Erhöhung von zwei Spielern mit. Der Pot beträgt $30. Der Flop ist Neun-Acht-Zwei. Was sind unsere Outs? Normalerweise vier Damen, vier Siebenen und eventuell sogar die drei verbleibenden Buben. Das macht alles in allem elf Outs. Nach der 4-2 Methode ist unsere Gewinnwahrscheinlichkeit am Flop 46% und am Turn 23%. Setzt ein Gegner nun $15 und du bist der einzige Spieler zum mitgehen ist der Pot $45. Du musst also $15 riskieren um die $45 im Pot zu gewinnen. Der Pot offeriert uns 33% und wir haben somit die Odds zum mitgehen. Am Turn ist der Pot nun $60 und es fällt eine drei. Dein Gegner setzt nun $50 und damit hast du nun nicht mehr die Odds zum mitgehen. Der Pot gewährt dir 45.45% (50/110) wohingegen deine Chance die Hand zu gewinnen bei nur 23% liegt.

Das richtige kalkulieren von Pot Odds kann auf den ersten Blick sehr aufwendig und kompliziert aussehen. Mit Hilfe der 4-2 Methode wird dies jedoch sehr stark vereinfacht. Daher schlage ich vor, ihr setzt euch einfach an den Pokertisch und übt das Ganze ein bisschen. Je schneller ihr diese vereinfachte Art des Kalkulierens verinnerlicht habt, umso schneller könnt ihr die richtigen Entscheidungen treffen.